Die Beeinflussbarkeit des Sauerstoffverbrauches an der Hellnetz-haut des Kaninchens von der Wasserstoffionenkonzentration des Ver-suchsmediums wurde nach der älteren Methode von Warburg bei Körpertemperatur studiert.
Die pH-Bestimmung der Ringerlösung wurde vor und nach jedem Versuch potentiometrisch mittels Wasserstoffgaskette bei 38°C vor-genommen.
Die Ringerlösung wurde durch Boratpuffer auf Wasserstoffionen-konzentrationen zwischen pH 10, 3 und 5, 1 gebracht: zu 100ccm 0, 2% Glucose-Ringerlösung wurden 5ccm Boratpufferlösung in verschiede-nen Mischungsverhältnissen von Borsäure zu Natronlauge, oder 5ccm Phosphatpufferlösung in verschiedenen Mischungsverhältnissen von primärem Natriumphosphate zu Natronlauge zugesetzt.
Die Ergebnisse waren, wie folgt:
1. Die Wasserstoffionenkonzentration der durch Borate gepuf-ferten Ringerlösung wurde durch Zusatz von Glucose nach der sauren Seite verschoben, aber die zuckerhaltige Ringerlösung zeigte im Ver-gleich zur zuckerfreien bezüglich des Pufferungsvermögens keine nach-weisbare Differenz.
2. Nach den vergleichenden Versuchen wurde'festgestellt, dass die Atmungsgrösse eines früher präparierten Netzhautstückes mit der-jenigen eines später präparierten innerhalb der Fehlergrenze über-einstimmte, dass der Sauerstoffverbrauch an beiden Netzhäuten fast gleich war, und dass sich die temporale und nasale Netzhauthälfte be-züglich der Atmung ganz gleich verhielten.
3. Innerhalb des Bereiches zwischen pH 10, 3 und 5, 1 stand die Atmungsgrösse gegenüber den Wasserstoffionenkonzentrationen in einem etwa S-förmigen Zusammenhang: das Optimum der Netzhaut-atmung lag bei pH 8, 0-8, 5, und zwar wurde die Atmungsgrösse über und unter dieser Acidität in einem fast gleichen Verhältnis kleiner.
4. Die zeitliche Veränderung des Sauerstoffverbrauches stand, abgesehen von pH 5, 1, mit der pH-Verschiebung des Mediums nach der sauren Seite in innigem Zusammenhang.
Bei pH 5, 1 blieb die Reaktion des Mediums vor und nach dem Ver-such fast unverändert, aber die Atmungsgrösse verringerte sich zeit-lich.
5. Es wurde vermutet, dass innerhalb des Bereiches zwischen pH 10, 3 und 5, 1 die Säurebildung der Netzhaut mit abnehmender Alkalescenz eine Herabsetzung zeigte.
6. Bei ein und demselben pH ging der Sauerstoffverbrauch in einem Medium mit einer grössen Pufferungskapazität viel länger vor sich, und zwar war die zeitliche Abnahme des Sauerstoffverbrauches der Pufferungskapazität des Mediums fast umgekehrt proportional.
7. Nach langdauernden Erfahrungen wurde festgestellt, dass ein Medium mit einem optimalen pH (pH 8, 0-8, 5) nicht nur auf die Grösse, sondern auch auf die längere Erhaltung der Atmung den günstigsten Einfluss hatte.
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