Jede Art von gesättigten Fettsäuren wirkt auf die Tuberkelbazillen wachstumhemmend and sterilisierend. Darüber liegen genaue Versuchsmitteilungen von Wakabayasi, Hayasida and Iizima vor. Weil abet niemand von dem Standpunkt des Stoffwechsels aus eine Untersuchung über die Wirkung der Fettsäuren auf Tuberkelbazillen unternommen hat, konnten die Ergebnisse nicht treffend mit einander im echten Sinne des Wortes verglichen werden. Da wir indessen zwischen den Versuchsergebnissen der Autoren and den unseren eine gewisse Beziehung zu finden glauben, so wollen wir sie hier zu vergleichen versuchen. Nach Wakabayasi ist die Wachstumhemmung der gesättigten freien Fettsäuren auf Tuberkelbazillen je nach der Art der Fettsäuren verschieden, and zwar wirken Fettsäuren mit den Kohlenstoffzahlen 2, 5 and 12 relativ stark, die mit den Kohlenstoffzahlen 16 and 17 relativ schwach. Iizima teilte mit, dass Ameisensäure and Propionsäure auf das Wach-stum der Bazillen fast gleich stark hemmend wirken and dass Essigsäure and Buttersäure ebenfalls gleich stark, aber etwas schwächer als die beiden obengenannten wirken. Er sagte ferner, dass die Wirkung der Fettsauren mit der Zunahme der Kohlenstoffzahl immer starker wird, so dass Kaprinsäure, mit der Kohlenstoffzahl 10 am stärksten ist, Laurinsäure wieder etwas schwächer wirkt and Palmitinsäure and Stearinsäure keine Wirkung mehr haben. Sterilisationswirkung and Wachstumhemmung lurch Fettsäuren laufen nicht immer paralel; die Sterilisation durch Kaprinsäure ist am stärksten. Hayasida berichtete über die Hemmungswirkung gesättigter Fettsäuren auf das Wachstum menschlicher Tuberkelbazillen, dass die Wirkung der Ameisensäure doppelt so gross wie die der Essigsäure, Propionsäure and Buttesäure ist.
Aus unseren Versuchen über die Hemmungswirkung gesattigter freier Fettsäuren auf die Atmung der Tuberkelbazillen ersicht man aber, dass Propionsäure mit der Kohlenstoffzahl 3 am schwächsten wirkt and dass mit Ab-und Zunahme der Kohlenstoffzahl die Wirkung der Fettsäuren allmählich stärker wird and Ameisensäure and Kaprinsäure fast gleich stark, and zwar am stärksten wirken. Es ist von besonderem Interesse, zu sehen, wie von der Kohlenstoffzahl 3 aus mit Ab- and Zunahme dieser Zahl die Wirkung der Fettsäuren stärker wird. Das Stärkerwerden der Fettsäuren-Wirkung mi_??_ Ab-nahme der Kohlenstoffzahl wird wohl vorwiegend auf Wirkung der Sauren, das Starkerwerden mit Zunahme der Kohlenstoffzahl auf die Sterilisationskraft der Substanz selbst zurückzuführen sein.
Was die Kaprinsäure betrifft, tritt nach der Angabe von Iizima die Sterilisationswirkung in 0, 1%iger Lösung in 2 Stunden ein. Auch in unseren Versuchen steht die Atmung der Bazillen in 0, 5 %iger Lösung in 15 Minuten still, and in 0, 1%iger Lösung konnte in 2 Stunden nur eine geringe Atmung der Bazillen nachgewiesen werden. Unsere Ergebnisse stimmen also mit den seinen fast überein.
Kusunoki u. a. berichteten, dass das Wachstum der Bazillen in 0, 04%iger Lösung völlig gehemmt wird wenn man in den Hohnschen Amino-Eigelb-Nährboden Kaprinsäure in verschiedenen Verhältnissen mischt and die humanen Tuberkelbazillen darauf züchtet. Auch in unseren Versuchen wird in 0, 05 %iger Lösung eine deutlichen, Atemhemmung der Bazillen be-obachtet.
Wenn man im allgemeinen die Wirkung dieser Fettsäuren auf die Atmung der Tuberkelbazillen zeitlich beobachtet, so sieht man, dass die Atmung der Bazillen in den ersten bis 15 Minuten erheblich gefördert wird, danach plötzlich abnimmt, in den weiteren 15 Minuten fast dieselben Werte and danach innerhalb 2 Stunden keine bedeutende Veränderungen zeigt.
View full abstract