Aus der Zusammenfassung aller obiger Ergebnisse erhellt, dass Schilddrüse und Milz wichtige Regulierungsorgane für den Gasstoffwechsel sind und sie ganz antagonistisch wirken, d. h. die Funktionssteigerung der Schilddrüse steigert den Gasstoffwechsel, und ihr Ausfall oder ihre Funktionsstörung senkt ihn, während die Milz gerade umgekehrt funktioniert.
Die von mir in Betracht gezogenen Wirkungen des Schilddrüsenund des Milzextrakts sind denen des Organpräparats der Schilddrüse und der Milz im Handel oder denen bei Kleindosisbestrahlung der Schilddrüse und der Milz ganz gleich; sie alle steigern immer die Funktion der Schilddrüse oder der Milz.
Infolgedessen ist die Funktionsstörung des einen Organs durch Funktionssteigerung des anderen bis zu einen gewissen Umfang auszugleichen; das lässt sich sehr wohl denken. Auch bei meinen Versuchen liess sich diese Tatsache damit erklären, dass Lienalin oder Kleindosisbestrahlung der Milz auf den einfachen Hyperthyreoidismus, der durch Injektion des Extrakts oder des Präparats der Schilddrüse eingetreten war, noch stärker wirkte als auf den normalen Zustand. Dass Darreichung von Milzsubstanz oder Bestrahlung der Milz oft günstig auf den Hyperthyreoidismus oder die Basedowkrankheit wirken kann, beruht sicher darauf.
Das aber ist allgemein erkannt, dass einfache Hyperfunktion der Schilddrüse durchaus nicht Morbus Basedowii verursacht. Pfeiffer
16) verzeichnete bei Hund und Ziege mittelst Transplantation der Struma von Basedowiker eigentümliche Symptome.
Boinet
17) und Saupault
18) zeigten, dass Meerschweinchen nach subkutaner Einverleibung von pulverisierten Schilddrüsensubstanz verschiendenster Kropfarten kachektisch zugrunde ging. Klose, Lampé19) u. Liesegang konnten nach Einverleibung von Strumapressaft des Basedowikers Basedowsymptome, mit der von einfachen Kropfkranken keinerlei Veränderungen erzeugen. Ohara
20) konnten nach Einverleibung von Strumapressaft des Basedowikers flüchtige Basedowsymptome, mit der von einfachen Kropfkranken keinerlei Veränderungen erzeugen. Galottis
17) hat nachgewiesen, dass der Saft von gewöhnlicher Struma beim Tier keine Folge hinterlässt, dagegen der Saft Basedowscher Strumen einen spezifischen Einfluss auf den Organismus ausübt: dass er hochgradig giftig, fiebererregend und pulsbeschleunigend wirkt.
Ich habe auch schon einmal, wie in meinerI. Mitteilung erwähnt, bei Kaninchen, denen normales oder pathologisches Schilddrüsenextrakt injiziert worden war, die Einflüsse der beiden auf den O
2-Verbrauch vergleichend beobachtet und erkannt, dass der Basedowextrakt gewisse Eigentümlichkeiten besitzt. Und die Erkenntnisse, die ich in dieser Mitteilung über diese Eigentümlichkeiten gewonnen habe, sind folgende:
(1) Bei Kaninchen mit gleichsam einfachem Hyperthyreoidismus, denen gewöhnlicher Schilddrüsenextrakt oder gewöhnliches Schilddrüsenpräparat injiziert war, sinkt der gesteigerte O
2-Verbrauch durch Lienalininjektion oder Kleindosisbestrahlung der Milz schnell und deutlich, z. B. bis zum Durchschnittswert der Norm oder noch tiefer, und diese Abnahme hält sogar 24-72 Stunden an. Also ist die Abnahmewirkung hierbei stärker als bei normalen Tieren. Aber bei Kaninchen, denen Kropextrakt eines Basedowikers injiziert war, reagiert der O
2-Verbrauch gar nicht oder sinkt nur vorübergehend sehr wenig.
(2) Bei Kaninchen mit Hyperthyreoidismus ist die Empfindlichkeit gegen eine kleine Dosis Jod allgemein stärker als bei normalen, besonders stark bei Kaninchen, denen Kropfextrakt Basedowkranker injiziert wurde.
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