1. Dysenteriebazillen enthalten viele Unterarten, wie die Proteus-bazillen.
2. Ihre Einteilungen, welche bisher von vielen Forschern ange-geben worden sind, wurden als unzuverlässig nachgewiesen, so dass man diese Unterarten damit nicht konstant differenzieren kann.
3. Der Grund dafür muss darin liegen, dass die Autoren sich immer bemüht hatten, sie fermentativ und agglutinatorisch ganz über-einstimmend zu unterscheiden.
4. Da einerseits die farmentative Eigenschaft undeutlich und dazu sehr leicht veränderlich, dagegen anderseits der agglutinatorische Charakter nicht nur beständiger, sondern auch pralaisch bedeutsamer auftrat, haben wir es unternommen, sie agglutinatorisch zu unterschei-den, wie Pribram und Halle es neuerdings vorschl ugen.
5. Da wir ferner so ähnlich sich verhaltende Mikroorganismen, wie Proteusbazillen, deren Unterarten von niemand richtig differenziert werden konnten, durcb gekreuzte Agglutination in 9 Unterarten ganz deutlich unterscheiden konnten, wurde hier beabsicbtigt, auch diese auf gleiche Weise zu untersuchen.
6. Auf diese Weise waren wir imstande, 43 Stämme Dysenterie-bazillen in acht agglutinatorisch ganz deutlich differenzierte Unterarten einzuteilen. Eine agglutinatorisch so einheitliche Einteilung wurde meines Wissens noch von niemand gegeben.
7. Die Stämme, welche bei unserer Untersuchung als zu einer und derselben Gruppe gehörig festgestellt wurden, zeigten sich aggluti-natorish so einheitlich, dass sie gegenseitig ohne Ausnahme his zum Titer agglutinieren konnten. Ferner zeigten sie eine bestimme aggluti-natorische Beziehung zu den anderen Gruppen, so dass man dadurch eine agglutinatorische Beziehung zwischen den einzelnen Gruppen feststellen kann.
8. Doch wollen wir damit nicht behaupten, dass die Dysenterie-bazillen von Natur aus aus 8 Unterarten bestehen, vielmehr möchten wir vorläufig nur sagen, dass so viele Unterarten bei unserer Untersu-chung nachgewiesen wurden; und ferner wissen wir noch nicht genau, ob die agglutinatorische Beziehung, welche von uns hergestellt wurde, immer so beständig bleibt, weil die Beziehung zwischen der Haupt- und Mitagglutination bei den einzelnen Gruppen sich manchmal ausseror-dentlich verschieden gestalten kann je nach der Immunisierung, obwohl dieselbe Art Tiere und dieselben Stämme Bakterien gebraucht wurden, wie wir schon bei der Immunisierung von Kaninchen mit Typhusbazillen und Paratyphus-B Bazillen nachweisen konnten.
9. Auf noch eine andere Frage, wie diese Einteilung sich zu den anderen verhält, welche von verschiedenen Autoren gegeben wurden, konnten wir hier leider keine Antwort geben, weil diese Untersuchung noch nicht abgeschlossen ist. Doch einige wenige Punkte, welche sich schon bei dieser Untersuchung so gelegentlich ergeben haben, sollen hier angeführt werden: drei Flexnerstämme wurden in zwei Gruppen, nämlich in die erste und fünfte Gruppe; 15 Stämme Komagome B in vier Gruppen, nämlich in die erste, zweite, dritte und fünfte geteilt. Dagegen wurden die vier Stämme Komagome A immer als zu einer und derselben Gruppe, nämlich als zur vierten, und ferner vier Stämme Shiga-Krusetypus auch immer als zu einer und derselben Gruppe, nämlich als zur achten, gehörig festgestellt.
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