Die Harnstoffbildung und der Desamidierungsprozess sind die wichtigsten Vorgänge im intermediären Eiweisstoffwechsel. Sie stehen einerseits zum Teil in direkter, andererseits aber zum grossten Teil durch Vermittelung des Ammoniaks in indirekter Beziehung zu-einander. Es wird von alien Seiten anerkaunt, dass die Leber bei diesen Vorgängen eine wesentliche Rolle spielt. Vor allem ist wie bereits in der Einleitung erwähnt wurde, die Harnstoffsynthese aus Ammoniak beinahe auf die Leber beschrankt. Wir können deshalb sagen, dass die Bestimmung des Ammoniakstickstoffes im Blute als Gradmesser für die Funktion der Leber, den Harnstoff aus Ammoniak zu bilden, dienen kann. Im folgenden sollen die Resultate der ge-schilderten Untersuchungen noch einmal zusammengefasst werden.
Bei Lebergesunden, bei denen die Kongorot-, Galaktose- und Bili-rubinprobe normal ausfielen, betrugen der Ammoniakstickstoff- und der Reststickstoffgehalt des Blutes 0, 018-0, 041mg/dl, resp. 21, 2-36, 2mg/dl. Das Verhältnis vom Ammoniakstickstoff zum Reststickstoff schwankte zwischen 883-1339. Bei Leberkranken aber nahm der Ammoniakstickstoffgehalt meist infolge der Störung der Harnstoff-synthese zu, mit Ausnahme von einigen Fällen, bei denen die Werte normal blieben. Aber der Grad der Zunahme war nicht einheitlich. Was den Reststickstoffgehalt anbetrifft, so lagen seine Werte in nor-malen Grenzen oder etwas höher, abgesehen von wenigen Fällen, wie Weitscher Krankheit mit Niereninsuffizienz und polyzystischer De-generation der Leber und der Nieren, wo eine Zunahme des Reststick-stoffs festgestellt wurde; diese Resultate stimmen im grossen Ganzen mit denen der früheren Autoren überein. Das Verhältnis des Blut-ammoniakstickstoffs zum Reststickstoff schwankte bei Leberkranken zwischen 171-1400. Es erwies sich hierbei als zweckmässig, die Ergebnisse in zwei Gruppen einzuteilen. Wenn man die Werte unter 650 als positiv und die über 650 als negativ bezeichnet und mit den Resultaten der Kongorotprobe vergleicht, so sieht man, dass die Stö-rung der Leberfunktionen durch unsere Methode in keinem höheren Prozentsatz nachgewiesen wurde als durch die Kongorotprobe, welche zurPrüfung der allgemeinen Leberfunktion angewandtwird. Deshalb steht unsere Prüfung als allgemeien Leberfun ktionsprüfung der Kon-gorotprobe nach. Vergleicht man sie mit der Hijmans van den Berghschen Methode, so sieht man, dass kein Parallelismus zwischen den Resultaten besteht. Wir können indessen bei solchen Fällen, bei denen kein Ikterus auftritt, unsere Methode zur Prüfung von latenten Leberfunktionsstörungen empfehlen, wie z. B. bei den Fällen von Al-koholismus. Hier steigerte sich der Ammoniakstickstoffgehalt deut-lich, so dass das Verhältnis vom Ammoniakstickstoff beinahe auf 500 sank, woran man die Störung der Leberfunktion erkennen konnte. Wenn man unsere Methode mit der Galaktoseprobe vergleicht, so er-gibt sich folgendes.
Bei Parenchymerkrankungen, wie Lebercirrhose, Icterus catar-rhalis in der Akme, Morbus Weili, Salvarsanikterus, Leberlues und chronischem Alkoholismus, wo die Galaktoseprobe positiv ausfällt, liegt das Verhältnis vom Ammoniakstickstoffzum Reststickstoff unter 650. Doch bei solchen Parenehymerkrankungen, wie Lebercirrhose und Leberkrebs im Endstadium, polyzystischer Degeneration der Leber und der Nieren und fortgeschrittener Stauungsleber, wo die Ga-laktoseprobe trotz deutlich vorhandener Parenchymschädigung negativ ausfällt, handelt es sich bei unserer Prüfung betreffs des Verhält-nisses vom Ammoniakstickstoff zum Reststickstoff um ein Verhalten, das dem oben angegebenen sehr ähnlich ist.
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